Stargard liegt ca. 36 km östlich von der Stettiner Innenstadt und ca. 180 km östlich von Berlin. Zusammen mit Stettin, Świnoujście, Police, Goleniów und Gryfino bildet es das Stettiner Ballungsgebiet. Durch die Stadt verläuft die Landesstraße 10 (Stettin–Bydgoszcz) und die Landesstraße 20 (Stargard–Szczecinek–Biały Bór–Gdynia) hat hier ihren Anfang. Stargard liegt 40 km vom Flughafen in Goleniów, 40 km von den Grenzübergängen in Kołbaskowo und Lubieszyn, 136 km von der Fähre in Świnoujście, 100 km von der Ostsee, 23 km von der Schnellstraße A3 in Pyrzyce und 44 km von der Autobahn A6 in Nowogard Szczeciński entfernt.
Durch die Stadt verlaufen mehrere Wanderwege: der Stargardzki Szlak Staromiejski „Stargard – Klejnot Pomorza” (Stargarder Altstadtwanderweg „Stargard, das pommersche Juwel”, gelb, ca. 3 km), der Szlak Anny Jagiellonki (Anna-Jagiellonica-Wanderweg, blau, ca. 35 km, davon 3 km in Stargard) und der Szlak im. Hetmana Stefana Czarnieckiego (Hetman-Stefan-Czarniecki-Wanderweg, ca. 62 km, davon 4 km in Stargard). Stargard gehört zudem zur Europäischen Route der Backsteingotik, die historische gotische Bauten (Kirchen, Kloster, Stadttore, Basteien, Rathäuser) in drei Ländern verbindet: Dänemark, Deutschland und Polen. Die Route umfasst hauptsächlich ehemalige Hansestädte (1 in Dänemark, 20 in Deutschland und 10 in Polen).
Durch Stargard verläuft der 15. Meridian östlicher Länge, der zentrale Meridian der mitteleuropäischen Zeitzone. Daran erinnert der steinerne Obelisk in der Szczecińska-Straße unweit des 15. Południk-Rondeaus. Die genaue Entstehungsgeschichte des Denkmals ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde es von den deutschen Einwohnern in der Zwischenkriegszeit aufgestellt. Über die Jahre wurde es weitgehend verwüstet, doch dank den Bemühungen der städtischen Behörden und der Polnischen Organisation für Tourismus PTTK wurde es im Frühjahr 1996 renoviert. Durch Westpommern verläuft auch ein Wanderweg entlang des 15. Meridians, der in Trzęsacz an der Ostsee anfängt und über Stargard nach Trzcinna bei Myślibórz führt.
Stargard Szczeciński ist eine Stadt und Gemeinde in der Woiwodschaft Westpommern, im Landkreis Stargard, in der Równina Pyrzycko-Stargardzka (Pyrzyce-Stargard-Ebene). Die Stadt liegt im Nordwesten Polens, am Fluss Ina, östlich des Miedwie-Sees, auf der Grenze zweier geografischer Regionen: der Nizina Szczecińska (Stettiner Tiefebene) und der Pojezierze Pomorskie (Pommersche Seenplatte). Die Gesamtfläche der Stadt beträgt 48,08 km² (Stand: 1. Januar 2009). Damit nimmt die Stadt Stargard 3,16% der Gesamtfläche des Landkreises Stargard ein.
Das aktuelle Stadtwappen wurde durch einen Beschluss des Stadtrats im Jahre 1913 festgelegt, doch das alte Stadtwappen war noch bis Ende des Zweiten Weltkriegs im Gebrauch. Das Wappenschild ist zweigeteilt. Auf dem linken Feld ist der Pommersche Greif zu sehen, der auf die Zugehörigkeit zum Herzogtum Pommern und der Region Pommern hinweist. Das rechte Feld ist von einem hellblauen Band durchzogen, das für den Fluss Ina steht, der durch Stargard fließt. Das Wappen ist das wichtigste visuelle Element der historischen Identität der Stadt, der die Kontinuität der lokalen Tradition zu verdanken ist. Die Stadtflagge besteht aus parallel verlaufenden, waagrechten Streifen und hat ein Höhen- und Längenverhältnis von 2:5. Die beiden äußeren Streifen sind hellblau, die beiden inneren Streifen – rot, der mittlere Streifen weiß. Auf der linken Seite ist das Stadtwappen zu sehen, dessen Höhe 7/10 der Fahnenbreite nicht überschreiten darf. Vor dem Krieg benutzte Stargard eine rot-weiße Fahne mit zwei Wappenschildern. Ein weiterer fester Bestandteil der städtischen Symbolik ist der Stern, der an das „Star” im Namen „Stargard” anknüpft. Diese Anspielung auf das englische Wort für „Stern” ist auch für ausländische Besucher verständlich und erweckt positive Assoziationen. Die Stadt hat auch ein eigenes Motto: „Stargard. Pod szczęśliwą gwiazdą” (Unter einem glücklichen Stern). Das Motto knüpft an die touristischen Förderungsmaßnahmen an, die unter dem Namen „Stargard. Gwiazdozbiór Gotyku” (Der Sternhimmel der Gotik) zusammengefasst sind. Seit dem Jahr 2000 hat die Stadt auch ein eigenes Trompetensignal, das jeden Tag um 12 Uhr mittags von der Vorderfassade des Rathauses abgespielt wird. Im Jahre 2003, zum 760. Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1243, wurde Johannes der Täufer zum Schutzheiligen der Stadt erkoren. Auch das Stadtfest wird am Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte, dem 24. Juni, gefeiert.
Es gibt viele Theorien zur Herkunft des Wortes „Stargard”. Sicher ist aber, dass der Name der Stadt vielmals umgeändert wurde. Eine der Theorien besagt, dass das Wort zweifelsohne slawischer Abstammung ist und die für den pommerschen Dialekt typische Form der Bezeichnung „stary gród” (alte Stadt) darstellt, die in verschiedenen Abwandlungen im ganzen slawischen Sprachraum anzutreffen ist. Der Wortteil „gard” bedeutet in den slawisch-pommerschen Dialekten „gród” (veraltet für: Stadt, Burg). In dieser Form ist das Wort auch in der kaschubischen Sprache erhalten geblieben. Eine weitere Theorie besagt, dass der Name eine Zusammensetzung aus den dänischen Wörtern starn (Stern) und gate (Tor) darstellt und die Stadt demnach Sternentor heißt. Für diese Variante sprechen die mittelalterlichen Münzen und Siegel von Stargard. Auf der Kopfseite der Brakteaten aus dem 13. Jh. war ein Tor mit einem einzelnen Turm und drei sechszackigen Sternen zu sehen. Auf späteren Münzen war ein Tor mit drei Türmen und einem sechszackigen Stern abgebildet. Der älteste erhaltene Stadtsiegel aus dem 14. Jh. stellt ein ähnliches Motiv dar.
Im Jahre 1140 wird Stargard in der päpstlichen Bulle des Innozenz II. erwähnt, in der die Stadt dem Bistum Wolin zugerechnet wird. Somit ist Stargard nebst Stettin eine der ältesten Städte Pommerns – das Stadtrecht wurde ihm zwar erst 1243 verliehen, doch seine Geschichte könnte sogar bis ins 6. Jh. zurückgehen. Die dynamische Entwicklung verdankte Stargard seiner Lage an der Kreuzung der Handelsstraßen von Santok nach Wolin und von Stettin nach Kołobrzeg.
Ihren Ursprung soll die Stadt in der Gegend der heutigen Bolesława Chrobrego-Straße und der Białogłówki-Bastei haben. Hier soll zur Wende des 8. und 9. Jhs. die Siedlung Osetno entstanden sein. Damals wurde auch eine Stadt in der Schleife des Flusses Ina erbaut. 1186 holte der pommersche Herzog Bogusław I. die Johanniter nach Stargard, die hier ein Kloster und eine Kapelle errichteten. Die Kapelle wurde später zur Johanniskirche ausgebaut. 1199 siedelte Herzog Kazimierz II. den Augustinerorden in der Stadt an. Im 13. Jh. verlieh Herzog Barnim I der Stadt das Magdeburger Stadtrecht, das später vom Lübischen Stadtrecht ersetzt wurde. 1292 wurde die Perle der Ostseegotik, die Kirche Sta. Maria Regina Mundi errichtet (später wurde sie vielfach umgebaut, u. a. vom deutschen Architekten Hinrich Brunsberg). Ende des 13. Jh. wurde der Bau der Stadtmauer eingeleitet, deren Teil bis heute erhalten geblieben ist. Das 14. Jh. war die Blütezeit Stargards, das sich damals zu einer der reichsten Städte Pommerns entwickelte. Die Stadt erwarb das Sonderrecht auf freie Schifffahrt auf dem Fluss und ein Grundstück an der Mündung der Ina, auf dem ein Umladehafen erbaut wurde. Diese Maßnahmen gaben den Stargarder Kaufleuten einen Vorteil u. a. gegenüber den Stettiner Bürgern; beispielsweise konnten im Jahre 1368 Kaufleute aus Stargard 244 Getreidelasten (1 Last = ca. 3000 Liter) nach Lübeck einschiffen, während die Stettiner nur 140 Lasten und Goleniów und Dąbie zusammen nur 77 Lasten einschifften. Von der wachsenden Bedeutung Stargards zeugt auch der Beitritt zur Hanse. Die topographische Lage der Stadt zwischen zwei Flussarmen der Ina, ihre spätgotische Architektur und die erheblichen Höhenunterschiede von über 20 m machten Stargard einzigartig und brachten ihm sogar den Spitznamen „Nürnberg des Nordens” ein.
Anfang des 14. Jhs. war Stargard Teil des Księstwo Słupskie (Herzogtum Pommern-Stolp), infolge späterer Teilungen ging es zum Herzogtum Pommern-Stargard über. Die Bürger konnten die Schwächung der Macht der lokalen Herzöge nutzen, um weitgehende Unabhängigkeit zu erlangen. Bogusław VIII., der womöglich bei den Bürgern verschuldet war, räumte Stargard ein unabhängiges Gerichtswesen und eine Selbstverwaltung ohne den herzoglichen Gemeindevorsteher ein. Somit wurde Stargard 1409 zu einer eigenständigen Stadt-Republik. Zur Wende des 15. und 16. Jh. wurde die Stadtmauer erhöht und durch neue Objekte ergänzt (4 Tore, 9 Basteien und 45 Wachtürme). Das bekannteste und wertvollste Objekt innerhalb des städtischen Abwehrsystems ist das Brama Młyńska (Mühlentor), auch als Brama Portowa (Hafentor) bekannt, das Teil des historischen Stadtwappens war. Die beiden Seitentürme stehen an gegenüberliegenden Ufern der Ina und das Tor erstreckt sich über den Fluss. Somit ist das Mühlentor das einzige Wassertor polenweit.
1454 fing eine Streitigkeit zwischen Stargard und Stettin um die Warenverschiffung auf der Ina an. Sie dauerte 10 Jahre lang und wurde durch den Frieden von Kobylanka beigelegt. Als Zeichen dieses Friedens wurden mehrere Linden zum sogenannten „Wieniec Zgody“ (Kranz der Eintracht) gepflanzt, der heute als Naturdenkmal gilt. Auf den Türmen des Wassertors wurden damals als Warnung zwei Ketten aufgehängt, mit denen die Stettiner den Fluss „blockiert” hatten. Der schönste und lebendigste Teil Stargards war der Marktplatz – oder eigentlich die drei Marktplätze. Der Rynek Główny (Hauptmarkt), heute als Rynek Staromiejski (Altstadtmarkt) bekannt, hatte eine repräsentative Funktion als Rathausplatz inne. Um diesen Platz herum wohnten die reichsten Kaufleute, Tuchmacher, Krämer und Kürschner, hier gab es die elegantesten Gasthäuser und Hotels. Die beiden anderen Marktplätze hießen Rynek Mięsny (Fleischmarkt, heute Mariacka-Straße) und Rynek Rybny (Fischmarkt, heute ein Abschnitt zwischen der Marienkirche und dem Rathaus). Stargard war auch für sein Handwerk bekannt: Kelche, Leuchter, Glocken, Kanzeln, Altare, Holzschnitzer, Goldschmiede, Zinn- und Glockengießer. Die älteste erhaltene Glocke aus Stargard ist die 1464 angefertigte, ca. 3500 kg schwere Marienglocke in der Johanniskirche. 1467 erweiterte Herzog Wartislaw das Stettiner Stapelrecht, was den Stargarder Kaufleuten sehr zugute kam. Doch dieses Ereignis bildet zugleich das Ende des wirtschaftlichen und soziokulturellen Aufschwungs der Stadt.
Das 16. Jh. war für Stargard ein Jahrhundert der Verwüstung. Die Stadt wurde infolge mehrerer Brände komplett zerstört. Der Versuch, sie aus den Trümmern wieder zu erbauen, wurde vom Dreißigjährigen Krieg unterbrochen. Infolge von Bränden, Hunger und Seuchen, die von der schwedischen und der russischen Armee angeschleppt worden waren, verlor die Stadt 90% ihrer Bevölkerung. Zur Zeit der schwedischen Herrschaft wurde erneut der Versuch unternommen, die Stadt wieder aufzubauen. Peter Gröning, ein herausragender Bürgermeister in den Jahren 1624 – 1631, stiftete das Collegium Groeningianum, eine Schule für begabte Jugendliche, die sich jedoch keine Bildung leisten konnten. In den 1730er Jahren zerstörte ein Großbrand fast die ganze Stadt, darunter die Marienkirche und das Collegium. Infolge des Westfälischen Friedens, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, gelangte Stargard unter brandenburgische Herrschaft und war ab 1701 Teil des Königreichs Preußen. Im Jahre 1714 verlieh der preußische König den Dozenten des Collegium Groeninganum (das zu dem Zeitpunkt Fakultäten für Jura, Philosophie und Medizin hatte) den Titel der königlichen Professoren. Die Wende des 18. und 19. Jhs. brachte weitere Zerstörungen mit sich. Im Siebenjährigen Krieg wurde Stargard von dem russischen Heer zerstört und in den Jahren 1806–1812 mehrmals von Napoleons Armee überrollt.
Erst der Wiener Kongress setzte den unruhigen Zeiten ein Ende. In der darauffolgenden, fast 100 Jahre langen Ruhephase entwickelte sich Stargard wieder dynamisch. Im Jahre 1818 wurde die Stadt in den Landkreis Saatzig eingegliedert. 1835 gründete der Kaufmann Mampe die erste Manufaktur in Stargard – eine Cognac- und Likörbrennerei. Mitte des 19. Jh. wurde das Nowa Brama (Neue Tor) als Teil der Stadtmauer errichtet, das einen Verkehrsweg nach Bydgoszcz bot. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde die erste Bahnverbindung nach Stettin eingerichtet. Später folgten weitere, nach Posen und Koszalin. Die neuen Bahnverbindungen in die größten Städte der Region bildeten einen Anstoß zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Ausdruck davon war der Bau eines Gaswerks und einer Bahnwerkstatt. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. gründete der Kaufmann Meisner eine Pappe- und Asphaltfabrik, in der 1869 Bitumenpappe erfunden und zum Patent angemeldet wurde. Ende des 19. Jh. entstand eine Schaltanlage und eine Wasser- und Kanalisationsanlage mit Wasserturm und der ersten Kläranlage. Zur gleichen Zeit wurde auch der erste städtische Schlachthof gegründet. Die preußische Verwaltungsreform von 1881 sah in der Provinz Pommern, die sich zwischen Rugia und Lębork erstreckte, nur 5 städtische Landkreise vor: Stettin, Strzałów, Gryfia, Słupsk und Stargard. Vor dem Ersten Weltkrieg war Stargard die viertgrößte Stadt Pommerns im Hinblick auf die Einwohnerzahl (nach Stettin, Strzałów und Słupsk).
Der wirtschaftliche Aufschwung ging mit einer soziokulturellen Entwicklung der Einwohner einher. Der namhafteste Stettiner Maler August Ludwig Most (1807–1883) und der Autor der bekannten Opera Buffa „Die lustigen Weiber von Windsor”, Otto Nicolai (1810–1849) schlugen hier ihre künstlerischen Wege ein. Der Berliner Maler Wilhelm Herwarth verewigte gern idyllische Szenen aus dem Leben der Stargarder vor dem Hintergrund der bekanntesten Bauwerke der Stadt. Ein herausragender Kunsthistoriker, Franz Kugler, fertigte wiederum eine Serie von Zeichnungen zu der Architektur Stargards an.
Anfang des 20. Jh. (1901) wurde Stargard zu einer kreisfreien Stadt erhoben. Zu diesem Anlass wurde das prachtvolle Landratsamt (heute Urząd Miejski – Stadtverwaltung) in der Czarnieckiego-Straße erbaut. In den Jahren 1901 – 1911 wurde die Marienkirche von dem Architekten Deneke erneuert. Zur Neueinweihung am 30. August 1911 erschienen Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria. Die Stadt befand sich zu dem Zeitpunkt in einer Phase des erneuten Aufschwungs. Viele neue Schulen, Krankenhäuser, Wohnhäuser und Einrichtungen wurden erbaut. Einige davon sind bis heute als ein stilvolles architektonisches Ensemble erhalten und verleihen der Stadt ihren Charme.
Während des Ersten Weltkriegs wurde in Stargard 1915 ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Daran erinnert heutzutage der Militärfriedhof, auf dem die verstorbenen Kriegsgefangenen verschiedener Nationalitäten und Konfessionen ruhen. Nach dem Krieg hatte sich die Stadt relativ schnell wirtschaftlich erholt. Doch im Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation schlagartig. In der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1944 erfolgten alliierte und sowjetische Luftangriffe auf den Bahnknotenpunkt, den Flugplatz in Kluczewo, die V2-Raketenfabrik am Miedwie-See und weitere Industrieanlagen. Im Zeitraum vom 2. bis 28. Februar 1945 ordnete Himmler aufgrund der Militäroperation „Unternehmen Sonnenwende” eine Evakuierung der deutschen Einwohner von Stargard in den Landkreis Greifswald an. Anfang März 1945 nahmen die Soldaten der 1. Weißrussischen Front die Stadt ein, wobei sie diese fast komplett zerstörten (ca. 72% der Bausubstanz).
Stargard wurde dem polnischen Staat als Teil der sogenannten Wiedergewonnenen Gebiete eingegliedert. Bereits am 23. März wurde eine polnische Verwaltung einberufen. Im Laufe der Jahre wurden sämtliche Einrichtungen neu aufgebaut und mit den Siedlern besetzt, die im Rahmen der „Aktion Weichsel” nach Stargard kamen. Diese neue Politik erwies sich als erfolgreich, denn 1950 zählte die Stadt bereits über 20 000 Einwohner, obwohl mit dem Wiederaufbau noch gar nicht begonnen wurde. Erst Ende der 1950er Jahre wurden neue Wohnhäuser erbaut (das Wohnviertel Osiedle Tysiąclecia). Des Weiteren wurden Wohnhäuser, öffentliche Einrichtungen und auch das historische Rathaus und die Marienkirche wieder aufgebaut und öffentliche Verkehrsmittel eingerichtet (23 Linien, die auch das neu eingegliederte Kluczewo mit der Stadt verbanden). Vom Wiederaufbau der Stadt und ihrer schnellen Entwicklung zeugten die rasch entstehenden Industriebetriebe, u. a. die Metallgießerei Polmo und die Strick- und Wirkindustrie Luxpol.
Auch nach der Wende konnte die Stadt ihr Entwicklungstempo beibehalten. Eine neue, moderne Kläranlage wurde in Betrieb genommen und der Stargardzki Park Przemysłowy (Industriepark Stargard) wurde erbaut. Anfang 2005 erfolgte die Eröffnung des Erdwärme-Kraftwerks in Stargard. Das über 34 Mio. Zloty schwere Projekt wurde von deutschen, französischen und amerikanischen Investoren mitgetragen. Das 90°C heiße Wasser wird aus 2670 m Tiefe geschöpft. 2009 wurde der Bau der Südtangente abgeschlossen, die einen Teil der Schnellstraße S10 bildet. Die Stadt entwickelt sich auch verwaltungstechnisch. Ende des 20. Jhs. wurde der ehemalige sowjetische Militärflugplatz in Kluczewo der Stadt eingegliedert.
Stargard brachte viele namhafte Persönlichkeiten hervor. Jacob Runge (1527 – 1595) gehörte zu den herausragenden protestantischen Theologen der Reformation. Das lateinische Epitaph auf seinem Grab in Greifswald weist auf seine Stargarder Wurzeln hin. Die theologische Fakultät der Universität Greifswald war zu seiner Zeit von Denkern aus Stargard beherrscht. Zehn Jahre aus seinem Leben schenkte der Stadt der französische Hugenotte David Gilly (1748 – 1808), dem u. a. die Errichtung mehrerer moderner Gebäude zu verdanken ist. Gebürtig aus Stargard kam der Architekt Johann Eduard Jacobsthal (1839 – 1902), der jedoch vorwiegend in Berlin als leitender Architekt beim Bau der Berliner Stadtbahn tätig war. Er beteiligte sich auch maßgeblich an den Entwürfen der Bahnhöfe in Straßburg und am Alexanderplatz (als Teil der Stadtbahn). Anfang der 1920er Jahre ließ sich in Stargard der hervorragende pommersche Historiker, Dr. Martin Wehrmann (1861 – 1937) nieder. Er war Autor von ca. 1000 Veröffentlichungen zur Geschichte Großpommerns, darunter auch zur Geschichte Stargards.
Die historischen Bauten von Stargard Szczeciński wurden in die Liste der Europäischen Route der Backsteingotik eingetragen. Viele Besucher interessieren sich für die Stadtmauer. Das städtische Abwehrsystem wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. erbaut und seither vielfach umgebaut. Bis heute ist ein 1040 m langer Mauerabschnitt mit 4 Basteien und 3 Toren erhalten geblieben. Am besten ist der Abschnitt am Brama Pyrzycka (Pyritzer Tor) erhalten. Die Stadtmauer und das Kirchenensemble St. Maria Regina Mundi wurden durch einen Beschluss des polnischen Staatspräsidenten vom 17. September 2010 zum Geschichtsdenkmal ernannt. Zum städtischen Abwehrsystem gehören auch Tore, u. a. das Brama Młyńska (Mühlentor), das auch als Brama Portowa (Hafentor), Wodna (Wassertor), Rzeczna (Flusstor) bzw. Herbowa (Wappentor) bekannt ist. Das Tor wurde Anfang des 15. Jh. erbaut und nach der nahe gelegenen Mühle benannt. Das Mühlentor ist seit eh und je ein Wahrzeichen der Stadt. Es war auf Siegeln und auf dem alten Stadtwappen zu sehen. Das Bauwerk ist europaweit einzigartig. Das Brama Pyrzycka (Pyritzer Tor) wurde in mehreren Bauphasen vom 13. bis ins 15. Jh. errichtet und im 18. Jh. zu Wohnzwecken angepasst. Bis heute zeugt es von der früheren Pracht der Stadt. Das Brama Wałowa (Walltor) wurde in mehreren Bauphasen vom 15. bis ins 17. Jh. erbaut. Der Name knüpft an den Wall an, der sich ehemals vor der Stadtmauer der Kastellanei Stargard erstreckte.
Auch die Basteien erfreuen sich bei den Besuchern großer Beliebtheit, insbesondere weil sich die größte Bastei Polens, die Baszta Morze Czerwone (Bastei Rotes Meer), gerade in Stargard befindet. Das um 1500 errichtete Bauwerk ist 34 m hoch. Der Name knüpft an eine blutige Schlacht zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges an. Die Bastei steht auf einem ehemaligen Kerker, der 1860 eingerichtet wurde. Sie verfügt über 3 Aussichtsterrassen, von denen aus das Panorama von Stargard und Umgebung bewundert werden kann. Nennenswert ist auch die Baszta Tkaczy (Weberbastei). Sie wurde 1450 erbaut und dann von der Weberzunft umgestaltet. Das 31 m hohe Bauwerk besteht aus 8 Stockwerken und einem Kerker. Es wurde eine Zeitlang als Eiskeller benutzt und wird daher auch als Baszta Lodowa (Eisbastei) bezeichnet. Die 30 m hohe Baszta Białogłówka (Weißkopf-Bastei) wurde Anfang des 15. Jh. im ältesten Teil der Altstadt, an der Stelle der ursprünglichen Siedlung erbaut.
Liebhaber sakraler Architektur finden in Stargard viele sehenswerten Objekte. Dazu gehört zweifelsohne das Stift Sta. Maria Regina Mundi, das nicht nur das höchste Gewölbe polenweit aufweisen kann (32,5 m), sondern auch das wertvollste historische Bauwerk West- und Mittelpommerns ist. Im Kircheninneren sind Original-Polychromen aus dem 15. Jh., Glasfenster aus dem 19. und frühen 20. Jh. und ein Hauptaltar aus dem 15. Jh. erhalten geblieben. Sehenswert ist auch die Johanniskirche, die Anfang des 15. Jh. im Zuge des Ausbaus der Johanniterkapelle erbaut wurde. Es handelt sich dabei um eine Hallenkirche mit zahlreichen Kapellen und einem Chorumgang. Das Hauptschiff ist mit dem einzigen Sternengewölbe in ganz Pommern bekrönt. 1540 und 1697 wurde die Turmspitze von Sturmböen zerstört. Die heutige Spitze stammt aus dem Jahr 1892 und ist mit 99 m eine der höchsten Turmspitzen Pommerns. Bemerkenswert sind die original erhaltene Orgel aus dem Jahr 1731 und das Chorgestühl aus dem 15. Jh.
Doch auch die weltlichen Sehenswürdigkeiten Stargards dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Dazu gehört das Rathaus, das ab Mitte des 13. Jhs. erbaut wurde und das größte Objekt seiner Art in Pommern ist. Das Zeughaus wurde um 1500 auf einem rechteckigen Grundriss im südlichen Teil der Stadt errichtet, in der heutigen Basztowa-Straße. Ursprünglich diente das Gebäude als Waffenfabrik, -lager und -werkstatt und wurde vom Stadtrat beaufsichtigt. Im 19. Jh. wurde es zum Gefängnis umfunktioniert. Der Speicher am Młynówka-Bach wurde 1685 aus Ziegelsteinen erbaut und ist das einzige Objekt seiner Art in Westpommern. Hier wurde das Getreide aus der Region Stargard und Pyrzyce gelagert, das auf dem Land- und Wasserweg (über den Fluss Ina) hierher gebracht wurde. Im 18. Jh. wurde der Speicher zur Salzherstellung genutzt. Sehenswert ist außerdem das Haus zum Protzen in der Kazimierza Wielkiego-Straße, das heute eine Musikschule I. und II. Grades beherbergt. Das Haus wurde ca. Mitte des 15. Jh. erbaut. Ursprünglich bestand es aus einem hohen Parterre, in dem sich u. a. eine Wechselstube befand, und mehreren Stockwerken, die als Lagerräume dienten. Die Wände waren mit den sogenannten „Stargarder Blenden” verziert, die an die Verzierung des Nordturms der Marienkirche anknüpfen.
Ein guter Grund, um Stargard zu besuchen, sind die guten Verbindungen sowohl in der Stadt selbst (durch Buslinien), wie auch in der Region (durch die Schnellstraße, Bahn und Nahverkehrsbusse). Der Fluss Ina eignet sich für Kanutouren; die Kanuroute führt aus Recz über Stargard und Goleniów bis zur Mündung der Ina in die Domiąża. Demnächst soll auch eine Kanu-Anlegestelle erbaut und Camping- sowie Feuerplätze am Ufer der Ina eingerichtet werden. In der Stadt gibt es 8 Hotels, die für genug Übernachtungsmöglichkeiten sorgen. Angeboten werden auch Gästezimmer und Ferien auf dem Bauernhof am Stadtrand. In Stargard gibt es mehrere Parks und große Grünanlagen. Das attraktivste Naherholungsgebiet ist zweifelsohne der Park Chrobrego (Chrobry-Park). Er erstreckt sich zwischen dem Hafentor und dem Pyritzer Tor und umfasst ein Amphitheater sowie die Aleja Słowicza (Nachtigallen-Allee). Zudem befindet sich hier eine neogotische orthodoxe Kirche und ein Wasserturm. Der Park gehört zum Grünstreifen von Stargard. Auf seinem Gebiet wachsen zwei Naturdenkmäler: ein Bergahorn (Durchmesser 3,03 m) und eine Rotbuche (Durchmesser 4,47 m). Insgesamt gibt es in Stargard 19 Naturdenkmäler. Die größte Ansammlung besteht aus 11 Ahornblättrigen Platanen, die im Park Popiela (Popiel-Park) wachsen. Zu den Naturdenkmälern Stargards zählen außerdem: ein Bergahorn, ein Spitzahorn und eine Bastard-Schwarzpappel im Park 3 Maja (Park des 3. Mai), eine Stieleiche und eine Silber-Weide im Park Jagielloński (Jagiellonenpark), eine Hainbuche im Park Zamkowy (Schlosspark), eine Schwarz-Pappel in der Sportowa-Straße und eine Flatterulme in der Skarbowa-Straße.
Sehenswert .