Białogard liegt in ca. 25 km Entfernung von Koszalin. Die Stadt liegt an der Woiwodschaftsstraße 163 auf der Strecke Kolberg–Posen. 8 km von Białogard entfernt verläuft die Landesstraße 6 Stettin–Danzig. Białogard gehört zu den größten Bahnknotenpunkten in Mittelpommern; von hier aus kann so gut wie jede Großstadt Polens direkt erreicht werden.
Białogard liegt im Zentrum des Landkreises Białogard und ist Sitz der Stadt- und Landkreisverwaltung. Die Stadt erstreckt sich über 25,73 km2 in der Równina Białogardzka (Białogard-Ebene), im Einzugsgebiet des Flusses Parsęta. Durch Białogard fließt auch der Fluss Leśnica, ein rechter Nebenfluss der Parsęta. Der Ortsname leitet sich von den Worten „biały“ (weiß) und „gród“ (veraltet: Stadt, Burg) ab. Im Gemeindewald in der Słoneczna-Straße befindet sich ein kleines Natura-2000-Schutzgebiet.
Aus archäologischen Forschungen ergibt sich, dass bereits im 8. Jh. eine Siedlung an diesem Ort angelegt worden ist. Damit gehört Białogard zu den ältesten Siedlungen Pommerns. Die zunächst kleine Siedlung wurde zu einem Stammessitz, im 11. Jh. zu einer Burg der Piasten-Dynastie und im 12. Jh. zu einer herzoglichen Stadt. Der Chronist Gallus Anonymus beschrieb die Stadt Białogard, die damals unter dem Namen „Białe“ bekannt war, als einen Ort von königlicher Prägung und zentraler Bedeutung für die Region.
Die älteste erhaltene Urkunde aus dem Jahr 1159 weist auf die Bedeutung Białogards für die Wirtschaft Pommerns und auf die guten Beziehungen zwischen Behörden und Kirche hin. Im Jahre 1299 erhielt die Stadt das Lübische Stadtrecht. Somit wurden die Einwohner von der Strafgerichtsbarkeit des Herzogs ausgenommen, des herzoglichen Zolls befreit und erhielten das Recht, an Samstagen Handel zu betreiben. Im Jahre 1307 erhielt Białogard zudem das Stapelrecht. Auf diese Weise wurde die Germanisierung der Stadt eingeleitet. Mit dem Zustrom von Kaufleuten blühte der Handel auf. Der Herzog Wartislaw IV. verlagerte sogar in den Jahren 1315 – 1321 seine Residenz in die gedeihende Stadt, die zu dieser Zeit dank der Unterstützung Kolbergs auch in die Hanse aufgenommen wurde. Die wachsende Rolle Białogards und die Unruhen der Epoche erforderten jedoch neue Wehrlösungen. Eine 8 m hohe Stadtmauer wurde erbaut. Ungefähr zur gleichen Zeit wurden auch die Mariä-Geburt-Kirche und das Rathaus am Marktplatz errichtet.
Im 15. Jh. fand eine Schlacht statt, die heutzutage von der Geschichte Białogards nicht mehr wegzudenken ist. Es handelt sich um die sogenannte „Schlacht um die Kuh“. Ausgelöst wurde sie durch eine Kuh, die ein Einwohner von Białogard von einem Einwohner des nahe gelegenen Świdwin ausgeliehen und nicht zurückgegeben hatte. Das führte zu einem bewaffneten Angriff der Świdwiner auf die Białogarder, aus dem die Ersteren siegreich hervorgingen. Diese Geschichte ist bis heute sehr lebendig. Sie bildet die Grundlage einer improvisierten Schlacht, oder vielmehr eines Sportturniers, das jährlich zwischen beiden Städten ausgetragen wird. Die Einwohner beider Orte kämpfen um eine symbolische Trophäe in Form von Kuhhörnern. Diese zieren dann den Sitz der Stadtverwaltung im Heimatort des Gewinners.
Nach der Wiedervereinigung Westpommerns durch Bogusław X. herrschte Ende des 15. Jh. und das gesamte 16. Jh. lang relative Ruhe. Handwerk und Handel blühten auf. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, 1618 – 1648, plünderten und zerstörten schwedische und russische Truppen die Stadt, viele Gebäude lagen in Trümmern. Im Jahre 1653 gelangte Białogard unter brandenburgische Herrschaft. Im Siebenjährigen Krieg 1756 – 1763 wurde die Stadt, wie auch ganz Pommern, zum Gegenstand des Kampfes zwischen Schweden und Preußen. Auch vor russischen Plünderungen und Naturkatastrophen blieb Białogard nicht verschont: es folgten zahlreiche Brände und Seuchen. Der schlimmste Brand im Jahre 1765 verschlang den Großteil der Stadt. Nach dieser Katastrophe wurde der erste Stadtplan von Białogard entworfen, der nach seinem Autor „Ackermann-Plan“ benannt worden ist und der älteste bis heute erhaltene Stadtplan ist. Im 19. Jahrhundert wurde Białogard zur Garnisonstadt, als das Dragoner-Regiment Nr. 11 in die Kaserne in der Kołobrzeska-Straße zog. Die Bevölkerungszahl nahm stetig zu und bald hatte die Stadt keinen Raum für Ausbau mehr. Deshalb wurde die Stadtmauer in den Jahren 1866 – 1868 abgerissen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg strömten Flüchtlinge in die Stadt. Die deutsche Armee verließ Białogard endgültig am 5. März 1945. Zuvor wurde die Zivilbevölkerung ausgesiedelt. Die Rote Armee marschierte in die Stadt ein. Nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau des Gesundheitswesens, des Schulsystems und der Verwaltung begonnen. Seit der Befreiung der Stadt waren sowjetische Einheiten in den Kasernen in den Straßen Kołobrzeska, Połczyńska und Zwycięstwa stationiert. Den Soldaten standen ein Militärkrankenhaus in der Chopina-Straße, ein Schießplatz in der Kołobrzeska-Straße und ein Übungsplatz sowie ein Offizierskasino in der Mickiewicza-Straße zur Verfügung. Die sowjetischen Einheiten waren bis Juni 1992 in Białogard stationiert.
Białogard und seine Umgebung sind ein Anglerparadies. Die Flüsse Parsęta und Liśnica, die durch die Stadt fließen, sind reich an Forellen, Meerforellen und Europäischen Äschen. Für die Sauberkeit der Flüsse, den Kampf gegen Wilderei und die Veranstaltung von Anglerevents sorgt der sehr aktive Verein Towarzystwo Miłośników Parsęty (Freundeskreis der Parsęta). Das größte Event ist der Święto Troci (Tag der Meerforelle), der jedes Jahr im Sommer stattfindet und sich bei Anglern aus ganz Polen enormer Beliebtheit erfreut. Neben Anglern kommen auch Kanuten hier auf ihre Kosten. Parsęta ist ein typischer Gebirgsfluss, ein Sturzbach mit mehreren Durchbrüchen. Als solcher stellt er eine gute Herausforderung für Kanu-Fans dar. In der Kołobrzeska-Straße in Białogard befindet sich eine Kanu-Anlegestelle, die sich als Ausgangspunkt einer Kanu-Tour eignet, aber mit seinen Tischen und Sitzgelegenheiten auch eine gute Pausenmöglichkeit bietet.
Białogard ist von Wäldern umgeben. Es handelt sich dabei vorwiegend um Kiefernhaine mit einem Anteil an Fichten, doch es kommen auch Laubwälder vor, die hauptsächlich aus Buchen, Eichen, Erlen und Weiden bestehen. Die Wälder sind reich an Wild, daher sind die hiesigen Jagdverbände sehr aktiv. In Białogard selbst gibt es mehrere hochinteressante, sehenswerte Biotope. Dazu gehört das Arboretum in der Kołobrzeska-Straße. Es handelt sich dabei um einen Waldgarten, in dem zahlreiche exotischen Baumgattungen bewundert werden können, u. a.: Lawsons Scheinzypresse, die Sawara-Schweinzypresse, die Gemeine Kiefer, die Weymouth-Kiefer, die Bergkiefer, die Zirbelkiefer, die Nordmann-Tanne, die Nikko-Tanne, die Kolorado-Tanne, die Felsengebirgs-Tanne, die Gemeine Fichte, die Serbische Fichte, die Weiß-Fichte, die Europäische Lärche, der Wacholder. Empfehlenswert ist auch eine Ruhepause im Park Orła Białego (Weißer-Adler-Park). Es ist eine schöne, frisch renovierte Parkanlage mit zwei Teichen, einem Spielplatz und einem Denkmal des Weißen Adlers – des polnischen Wappentiers. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zu einer Ruhepause im Grünen ein. Die größte Grünfläche der Stadt ist der Profesor Leon Mroczkiewicz-Park an der Ausfahrt Richtung Koszalin. Im Volksmund heißt er „Waldpark”. Im Park befindet ist ein renoviertes Amphitheater und ein großer, alter Baumbestand mit Naturschutzdenkmälern zu finden. Besonders interessant ist die Eichenallee mit 12 Stieleichen im Alter von 400 bis 600 Jahren, mit einem Umfang von 330 bis 520 cm. Eine weitere schöne Parkanlage mit einem Teich befindet sich in der Szpitalna-Straße.
Die Stadt kann viele interessanten Orte und historischen Bauten aufweisen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die sanierte Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Sehenswert ist vor allem die Mariä-Geburt-Kirche aus dem frühen 14. Jh. Das prachtvolle alte Gebäude verfügt über eine historische Ausstattung: Altar, Kanzel, Orgel und Glasfenster. Auch das Alte Rathaus, das heutzutage das Standesamt beherbergt, darf nicht außer Acht geraten. Interessant sind zudem die alten Mietshäuser, vor allem das üppig verzierte Haus gegenüber der Kirche, in dem heutzutage eine Bank und die Verwaltung des Landkreises Białogard ihren Sitz haben. Die Altstadt umfasst auch Teile der Stadtmauer und das Brama Wysoka (Hohes Tor). Das Tor ist eins von fünf Stadttoren, die ehemals Einfahrt in die Stadt gewährten. Das denkmalgeschützte Objekt ist saniert und beherbergt heutzutage eine Kunstgalerie, in der lokale Künstler ihre Werke präsentieren. Am Tor befinden sich Ateliers und Galerien verschiedener Künstler aus Białogard. Hier können Sie ihre Werke bewundern und erwerben. Außerhalb der Altstadt ist auch die Georgenkirche am Ufer der Liśnica, neben dem Gimnazjum Nr. 1, besonders sehenswert. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen außerdem: die Wojska Polskiego-Straße mit alten Mietshäusern und dem Postamt sowie die roten Ziegelsteinbauten, die heute das Amtsgericht, den Bahnhof und die Stadtverwaltung beherbergen.
In Białogard befindet sich das besonders aktive Centrum Kultury i Spotkań Europejskich (Zentrum für Europäische Kultur und Begegnung). Zum Zentrum gehört ein digitales 3D-Kino, ein modernes Objekt mit einem wunderschönen Saal, in dem nicht nur Filmvorführungen, sondern auch Theateraufführungen, Spektakel, Konzerte, Konferenzen und Turniere stattfinden. Das Zentrum verfügt über ein breites Angebot für Jung und Alt. Es gibt hier verschiedene Klubs, Abteilungen und eine Universität des 3. Lebensalters.
In Białogard findet eine Fülle an Veranstaltungen statt. Zu den bekanntesten gehören „Dni Białogardu” (Stadtfest Białogard), „Bitwa o krowę” (Schlacht um die Kuh), „Dni Kultury Chrześcijańskiej” (Christliche Kulturtage), „Targi gospodarcze” (Wirtschaftsmesse) sowie weitere Events und Turniere.
Die Stadt verfügt auch über ein breit gefächertes Sportangebot mit zahlreichen Sporthallen, Spielfeldern, „Orlik”-Anlagen, der Sporthalle am Liceum Ogólnokształcące und der Sportanlage in der Moniuszki-Straße. Die Anlage umfasst ein Stadion mit einem Rasen-Fußballfeld, ein Freibad, eine Sporthalle, einen Kraftraum, Tennisplätze und einen Trimm-dich-fit-Pfad. In der Anlage finden zahlreiche Sportveranstaltungen auf Woiwodschafts- und Landesebene statt. Zur Verfügung stehen auch Garderoben, Duschen, Toiletten und Übernachtungsmöglichkeiten.
In der Stadt gibt es drei Grundschulen, zwei Mittelschulen, zwei öffentliche Oberschulen (ein Gymnasium und eine Fach- und Berufsschule) sowie Privatschulen. Außerdem befinden sich in Białogard das Landkreis-Polizeipräsidium, das Landkreis-Krankenhaus, das Sanitär-Epidemiologische Zentrum, mehrere Privatpraxen und -krankenhäuser, eine Staatsanwaltschaft und ein Amtsgericht. Zur Verfügung stehen Apotheken, Geschäfte, Bars, Pubs, Restaurants und das Einkaufszentrum „Hosso”.
Zudem gibt es in Białogard eine Stadtbibliothek und die Izba Tradycji Regionalnej (Kammer der Regionalen Tradition). Die Izba Tradycji Regionalnej bietet neben Wechselausstellungen auch eine Dauerausstellung an, die u. a. die Orden und Auszeichnungen des ehemaligen polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwaśniewski umfasst.
Die öffentlichen Verkehrsmittel bestehen aus 3 Buslinien.
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