Kołobrzeg (Kolberg) ist ein Kurbad und eine Hafenstadt an der Ostsee mit über 47 000 Einwohnern. Es liegt an der Mündung des Flusses Parsęta. Die Stadt kann aus der östlichen Richtung über die Landesstraße 11, aus der südlichen Richtung über die Woiwodschaftsstraße 163 und aus der westlichen Richtung über die Woiwodschaftsstraße 102 erreicht werden. Kolberg liegt an den Bahnlinien Koszalin – Goleniów und Szczecinek – Kolberg und ist die Endhaltestelle für viele Züge, die an die Ostsee verkehren. Der Flugplatz Kołobrzeg-Bagicz ist saisonal geöffnet und nur für Flugzeuge mit max. 20 Personen an Bord vorgesehen.
Kolberg ist die größte und meistbesuchte Küstenstadt zwischen Świnoujście und der Dreistadt Danzig-Zoppot-Gdingen. Zwei Stadtviertel ziehen die Besucher besonders an: die Küste mit Strand, Strandpromenade und Hafen und das Zentrum mit Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: der gotischen Basilika aus dem 14. Jh. und dem neugotischen Rathaus aus dem 19. Jh. Zwischen beiden Vierteln erstrecken sich Parks. Wie es in einem Kurort üblich ist, nehmen Grünflächen einen wichtigen Platz im Stadtbild ein. Die Lage und die natürlichen Ressourcen haben Kolberg in den 200 Jahren seiner Kurgeschichte zum größten Kurbad Polens gemacht.
Die Jahresmitteltemperatur beträgt 80C, im Juli und August 190C, im Januar 10C. Es gibt im Durchschnitt 169 Sonnentage pro Jahr mit über 4 Sonnenstunden pro Tag – trotz der starken Bewölkung (ca. 60%), die hauptsächlich durch niedrige Wolken verursacht wird. Das Wetter ist wechselhaft und kann sogar mehrmals an einem Tag umschlagen. Windböen aus dem Westen und Nordwesten wehen von der See aus kühle, feuchte, reine und – was ganz wichtig für Allergiker ist – pollenfreie Wind an Land. Kolberg ist berühmt für seinen Sandstrand und sein Wasser, das aufgrund der Meeresströmung zwar nicht sonderlich warm, dafür aber sehr sauber ist.
Kolberg baut sich sein Image schon seit Zeiten auf, in denen es weder Tourismus noch Kurbäder gab. Bereits im 7. Jh. ließen sich slawische Stämme an der Mündung der Parsęta nieder. Sie lernten auch schnell, die Ressourcen zu nutzen, die ihnen der Wald, der Fluss und die See, aber auch die durch Zufall entdeckten Solequellen brachten. Die Stadt wurde immer reicher und immer wichtiger für das Herzogtum Pommern und ganz Polen. Doch gerade das machte sie auch zu einem interessanten Angriffsziel für benachbarte Völker. Bolesław I. der Tapfere und Bolesław III. Schiefmund sandten ihre Heere und christliche Missionen in die Stadt. Im Jahre 1000 richtete der Bischof Reinbern das erste Bistum in Pommern mit Sitz in Kolberg ein.
Von den vielen Durchbrüchen in der Geschichte Kolbergs ist die Verleihung des Stadtrechts Mitte des 13. Jh. wohl der wichtigste. Die Stadt war seither nicht mehr dieselbe – nicht nur im verwaltungstechnischen, sondern auch im geografischen Sinne. 4 km weiter Richtung Ostsee begann sich eine neue Stadt zu entwickeln, wodurch das alte Ortszentrum zwangsläufig dem Verfall preisgegeben wurde. Heutzutage befindet sich an seiner Stelle ein kaum bekanntes Dorf namens Budzistowo, in dem nur die vor 1222 erbaute kleine Johanniskirche an die vergangene Herrlichkeit erinnert.
Das 1255 erhaltene Stadtrecht ermöglichte den steigenden Zustrom germanischer Ansiedler und so begann ab dem 13. Jh. der ursprüngliche slawische Charakter der Stadt und Pommerns in Vergessenheit zu geraten. Kraft des Westfälischen Friedens von 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, gelangte Kolberg mit seinem kostbaren Hafen unter brandenburgische Herrschaft. Später gehörte die Stadt zu Preußen, zu Deutschland, und seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu Polen.
Wie der Rest des Herzogtums Pommern erlebte auch Kolberg häufig Flächenbrand. Es konnte dadurch zwar seine Legende als „Festungsstadt” aufbauen, doch nichtsdestotrotz hatten die Kriege großes Leid und Verwüstung zur Folge. Die letzten Kämpfe fanden hier im März 1945 statt. Die umkämpfte Stadt verlor darin knapp 90% der Bausubstanz und die Bevölkerungszahl stieg von 36 000 auf 2500 herunter. Auch früher war die Stadt bereits von blutigen Ereignissen betroffen, u. a. von der schwedischen Belagerung im Dreißigjährigen Krieg (1616-1648), der russischen Belagerung und Besatzung im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und der (erfolgreichen) Verteidigung der Stadt im Zuge der Napoleonischen Kriege (Juli 1807). Deshalb sind so wenige historische Bauten Kolbergs bis heute erhalten geblieben.
Tausend Jahre lang, bis ins 19. Jh. hinein, gehörte das Salz, das hier durch Sieden gewonnen wurde, zu den wichtigsten Einnahmequellen der Stadt. Es handelte sich dabei jedoch nicht um Meersalz, sondern um Salz aus den unterirdischen Solequellen. Obwohl sein hoher Preis ihm den Spitznamen „weißes Gold” einbrachte, wurde das Kolberger Salz nach ganz Europa exportiert. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. gingen die Kolberger Siedereien Bankrott, da sie dem günstigeren Salz aus England und Lüneburg nicht mehr standhalten konnten. Heutzutage wird die Sole für Kurbehandlungen wie Gymnastik im Solebad und zur Herstellung einer regionalen Spezialität, der Kolberger Gurken, verwendet. Außer Sole wird hier auch Torfpeloid (Heilerde) gewonnen.
Das Stadtwappen von Kolberg erzählt die Geschichte der Stadt. Das Wappenschild ist senkrecht in zwei Hälften geteilt. Links oben ist Siedewerkzeug abgebildet: zwei Siedehaken und eine Siedepfanne. Darunter ist der Umriss einer Stadtmauer zu sehen, der an die Bedeutung Kolbergs als Kastellanei, Hafenstadt und Festung anknüpft. Ganz unten befinden sich zwei auf dem Wasser treibende weiße Schwäne, ein Symbol der Kolberger Kauf- und Seeleute.
Die rechte Hälfte des Wappens stellt die Symbole der Bischofsgewalt dar: die Mitra und zwei Bischofsstäbe. Kolberg war bereits im Jahre 1000 Bischofssitz. 1973 wurde seine Bedeutung erneut erkannt und seither ist es zweite Hauptstadt der damals eingerichteten Diözese Koszalin-Kolberg.
Kolberg wird durch den Fluss Parsęta, der aus südlicher Richtung in die Stadt fließt und im Hafen in die Ostsee mündet, in einen östlichen und einen westlichen Teil aufgeteilt. Der östliche Teil verfügt über ein breiteres Tourismus-, Übernachtungs- und Kurangebot. Dort befindet sich auch das historische Zentrum. Im westlichen Teil gibt es außer einem schönen Strand und Park deutlich weniger Attraktionen. Neben Pensionen und Gästezimmern sind hier vor allem Dienstleistungs-, Großhandel- und Fischereiunternehmen zu finden.
Kolberg ist auch außerhalb der Sommersaison sehr lebendig. Die Stelle der Urlauber wird von den Kurgästen eingenommen, die neue Energie in die Stadtwirtschaft reinbringen. Die Kurhäuser laufen auf Hochtouren. Nach der Sommerpause kehren auch die Kinder in das Sanatorium „Słoneczko” zurück. Im Herbst schließen zwar einige Fischbratereien, Cafés und Unterkünfte, vor allem die privaten Gästezimmer, doch die meisten Hotels und Sanatorien sind rund um das Jahr herum offen.
Mit den Jahreszeiten wechseln auch die Besucherkategorien. Im Sommer sind es vorwiegend fröhliche Urlauber und Familien mit Kindern. Eine besondere Zeit ist das letzte Wochenende im Juli, an dem seit 2004 das „Sunrise Festival”, das europaweit bekannte Clubmusik-Festival stattfindet, zu dem bis zu 30 000 junge Clubbing-Fans ankommen. Zu den übrigen Jahreszeiten weilen hier vorwiegend Kurgäste. Die Stadt wird häufig, vorwiegend im Mai, Juni und September, von deutschen Urlaubern besucht. Die deutsche Sprache ist dann in der Stadt, in Geschäften, Cafés, Restaurants, Apotheken, aber auch in Zahnarztpraxen und Kosmetiksalons zu hören. Doch Kolberg zieht nicht nur Touristen und Kurgäste an, auch die Zahl der Einwohner und der Immobilieninvestoren steigt stetig. In den letzten Jahren kaufen viele Menschen Wohnungen in der Stadt, die sie selbst nur ein paar Wochen im Jahr als Ferienwohnung nutzen und den Rest des Jahres lang vermieten.
Es ist kein Zufall, dass Kolberg auch an Regentagen gut besucht wird, da die Stadt sich äußerst gut als Handels-, Kultur-, Sport- und Unterhaltungszentrum der Region macht. Bei schönem Wetter reicht den Urlaubern ein Stück Strand in einer kleineren Ortschaft aus, doch wenn das Wetter kein Sonnenbad zulässt, legen sie sogar mehrere Dutzend Kilometer zurück, um nach Kolberg zu kommen. Hier findet man bei jedem Wetter einen interessanten Zeitvertreib. Dies sollten Sie bei der Planung Ihres Urlaubs in Kolberg bedenken: der Verkehr in und außerhalb der Stadt ist an sonnigen Tagen deutlich geringer. Bei schlechtem Wetter staut es überall, da auch die Urlauber aus der Umgebung in ihre Autos steigen und nach Kolberg wollen.
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