Stepnica liegt ca. 60 km nördlich von Stettin und in ca. 50 km Entfernung von Świnoujście, doch diese Stadt kann nur via Fähre erreicht werden. Nach Stepnica führt die Woiwodschaftsstraße 112 von Goleniów. Die Stadt befindet sich im nördlichen Teil des unteren Odertals, an der Grenze zur Równina Goleniowska (Goleniów-Ebene). Die Stadt und der Hafen liegen an der Stepnicka-Bucht, die ein Teil der Odrzańska-Bucht, einer südlichen Bucht des Stettiner Haffs, ist. Stepnica liegt südlich der Mündung des Flusses Gowienica, zwischen den Flüssen Krępa und Łącki Rów. Durch die Stadt verläuft der Internationale Radweg um das Stettiner Haff R-66 (grün) und der Stepnicki-Wanderweg nach Wolin (grün, 31 km).

Der Name der Stadt leitet sich vom Wort „stop” ab, das für einen schlammigen Fluss bzw. einen schilfbewachsenen See steht. Die Stadt zeichnet sich durch ein gut erhaltenes Ortsbild aus. Die Form eines Rundlings mit einer zentral gelegenen Kirche ist bis heute gut erkennbar. Die Stadt besteht aus 32 Straßen und mehreren Siedlungen, u. a. Bogusławie und Czerwonak (entlang der Krzywoustego-Straße). Das Wappen der Gemeinde Stepnica wurde am 15. September 1990 verabschiedet. Das Wappenschild ist in zwei Hälften aufgeteilt: die rechte hat einen blauen, die linke einen grünen Hintergrund. Blau steht für das Stettiner Haff, grün für das feste Land. Beide Felder sind durch einen S-förmigen, goldenen Streifen getrennt, der eine doppelte Bedeutung hat: einerseits symbolisiert er die Uferlinie und den Strand, andererseits bildet er den Anfangsbuchstaben des Namens Stepnica. Auf dem blauen Hintegrund ist ein silberner Anker zu sehen, auf dem grünen – zwei goldene Abbildungen: eine kleine Baumgruppe und eine Ähre. Diese stehen für die führenden Wirtschaftszweige. Der Anker symbolisiert den Handels-, Fischerei- und Jachthafen. Die Laub- und Nadelbäume symbolisieren die Forstwirtschaft und die Holzindustrie, die Ähre – die Landwirtschaft.

Urkundlich wurde Stepnica zum ersten Mal im Jahre 1278 erwähnt, als Herzog Barnim I. das Dorf Gottfried von Breslau als Lehen übergab. Der Ort war damals für Fischerei und Tierzucht sowie als Hafen und Holzverarbeitungszentrum bekannt. In Schriftstücken aus dem 13. Jh. wurde die enge Verbindung von Stepnica mit der Fischerei betont. Später gehörte die Ortschaft der Familie von Fleming. 1366 schenkten die Brüder Tinno, Dietrich und Henning von Fleming das Gut Stepnica dem Zisterzienserinnenkloster in Stettin. Ende des 14. Jh. gehörte ein Teil des Dorfes dem Kapitel der Marienkirche in Stettin. Bereits seit dem Mittelalter gab es in Stepnica eine Klarissenkirche und ein Klarissenkloster, die zur Zeit der Reformation zu einem herzoglichen Jagdschlösschen umgebaut wurden. Im Jahre 1654 hatte das Schloss einen Turm und eine Glocke. Später beherbergte es unterschiedliche Behörden, u. a. ein Gericht (das Gebäude Ecke Dworcowa- und Bolesława Krzywoustego-Straße wurde in den 1950er Jahren abgerissen). Nach der Reformation und der Säkularisierung kirchlichen Vermögens wurde das Dorf in die herzoglichen und später in die staatlichen Güter eingegliedert. Im Jahre 1628 gab es in Stepnica zwei Wirtshäuser und eine Schmiede, und in einer Beschreibung aus dem Jahr 1721 wird der Ort bereits als „Kleinstadt” bezeichnet. Stepnica wurde recht häufig von Großbränden heimgesucht (u. a. 1564, 1739, 1794), die zumeist den Großteil der Stadt zerstörten und die Einwohner dazu zwangen, sie aus den Trümmern wieder aufbauen. Nach dem Brand im Jahre 1739 wurde das Ortsbild geregelt, d. h. um die Kirche herum entstand ein quadratischer Platz, die Hauptstraße wurde auf der gesamten Länge zur gleichen Breite ausgebaut und das Dorf entwickelte sich in Richtung Haufendorf. 1741 wurde eine neue Fachwerkkirche nach einem Entwurf von Schwatke und J. G. Dames errichtet. Im 19. Jh. entstand in Stepnica ein Güter-, Fischerei- und Segelhafen, der die Stadt in der Zwischenkriegszeit zu einem beliebten Ferienort für die Einwohner von Stettin, Goleniów und Stargard Szczeciński machte. Im Ort konnte man damals auf einer Holzmole flanieren oder auch sich in einem Café niederlassen und die Schiffe der Weißen Flotte beim Anlegen am Jacht- oder Passagierkai beobachten. Stepnica überzeugte auch durch den großen Strand und das umfangreiche Übernachtungsangebot mit ca. 6000 Betten. Von der stetigen Entwicklung der Stadt zeugt auch die Tatsache, dass eine Passagier-Schmalspurbahn nach Gryfice eingerichtet wurde. Passagierschiffe fuhren von hier aus regelmäßig andere Städte am Stettiner Haff an, so dass Stepnica problemlos erreicht werden konnte.

Stepnica erlitt im Zweiten Weltkrieg keine großen Schäden. 1945 wurde der Ort ohne Weiteres von der Roten Armee eingenommen und der polnischen Verwaltung übergeben. Vermutlich hat die Tatsache, dass in der nächsten Umgebung keine Kriegshandlungen stattfanden, die Bausubstanz des Ortes gerettet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Stepnica ein Teil Polens. In den Jahren 1945–1946 hieß die Ortschaft Stobnica, der heutige Name wurde am 12. November 1946 durch einen Beschluss des Verwaltungsministers und des Ministers für die Wiedergewonnen Gebiete eingeführt. Zu dieser Zeit wurde auch das Dorf Czerwonak dem Ort eingegliedert. Nach der politischen Wende erlebte Stepnica einen kurzen wirtschaftlichen Rückgang. Dieser äußerte sich u. a. in der Einstellung des Betriebs der Schmalspurbahn im Jahre 1996. Anfang des 21. Jh. wurde die Linie vollständig abgerissen. In den letzten Jahren stellte die Verleihung des Stadtrechts am 1. Januar 2014 einen gewissen Anreiz zur Entwicklung dar. In der Stadt gibt es eine Holzbearbeitungsanlage der schwedischen Firma IKEA Industry.

In Stepnica befindet sich ein Seehafen, doch dieser ist nur von lokaler Bedeutung. Es handelt sich dabei um einen Fischerei-, Segel-, Handels- und Umladehafen, in dem nur Schiffe mit einem Tiefgang von max. 3,1 m, einer Länge von max. 75 m und einer Breite von max. 13 m anlegen können. Im Hafen sind 2 Segelklubs ansässig: der Segelklub „Zalew” und der Segel- und Motorbootklub der Liga Obrony Kraju (einer Art Bürgerwehrinitiative). Der Fischereihafen gehört der Gemeinde Stepnica, doch er wird von der Gesellschaft „Rybak” genutzt, die aktuell über 12 Fischer und 10 Boote verfügt. Die Gesellschaft hat zwar Großhandel-Abnehmer für ihre Ware, doch in der Saison von März bis November kann hier frischer Fisch direkt vom Boot erworben werden: Barsch, Rotauge, Brasse, Zander, Hecht, Aal, Quappe. Die Fische werden in der Odrzańska-Bucht, in der Oder, im Dąbie-See und im Stettiner Haff gefangen. Die Fischer bieten auch Einzel- und Gruppentouren sowie Hafenführungen mit einer kleinen Vorführung der alltäglichen Arbeit an.

Die Einwohner von Stepnica sind vor allem in der Tourismus-Branche tätig (Fischbratereien, Restaurants, Bars). Doch trotz ihrer Lage an einer alternativen Route nach Wolin und zur Ostsee bleibt Stepnica nur ein kleiner Ferienort. Die Stadt verfügt über einen Strand und einen Jachthafen. Am Strand befinden sich Gastronomiebetriebe und ein Freiluft-Eventplatz, auf dem z. B. die Wahl der „Sommer-Miss Haff” oder der „Jarmark Rybacki” (Fischermarkt) stattfinden. Segeln und Surfen ist auf dem Haff erlaubt. In und um Stepnica gibt es mehrere Anlegestellen: den Hafen am Kanał Młyński in Stepnica, den Jachthafen in Gąsierzyno, den Segelhafen in Tortuga-Kopice, der im Volksmund „Hafen am Kap der Piraten” heißt.

Jedes Jahr zieht die Regatta von Stepnica zahlreiche Zuschauer und Teilnehmer an. Die Zuschauer können den Wettkampf von der Mole aus beobachten. Die T-förmige, insgesamt 160 m lange Mole ist eine reine Fußgängerzone. Sie endet in einem Quersteg, der auf einer Seite überdacht ist und auf der anderen Seite in eine Gelegenheits-Anlegestelle übergeht. Am Strand selbst können Liegen, Sonnenschirme, Strandkörbe, Wandschirme, Kanus und Tretboote ausgeliehen werden, die zu einer effektiveren Entspannung beitragen. Auch das vielfältige Übernachtungsangebot spricht für Stepnica. Es gibt hier mehrere Pensionen und Ferienhäuser. Angeboten werden auch Gästezimmer und Ferien auf dem Bauernhof.

Sehenswert ist auch die Stieleiche in der Bolesława Krzywoustego-Straße 39, ein eingetragenes Naturdenkmal. Einen hochinteressanten Zeitvertreib stellt auch das Waldschutzgebiet „Olszanka” (Gesamtfläche 1354,40 ha) im südlichen Teil der Stadt dar.

Der ursprüngliche Plan von Stepnica sah eine zentral gelegene Kirche St. Hyazinth vor. Die ersten sakralen Bauten, die an dieser Stelle erbaut wurden, hielten nicht lange. Die erste Kirche brannte 1564 nieder, die zweite stürzte 1733 ein, und die dritte fiel noch unvollendet dem großen Stadtbrand von 1739 zum Opfer. Nach zahlreichen Umgestaltungen und Modernisierungen wurde die Kirche im Dezember 1945 eingeweiht. Doch Ende des 20. Jh. brannte auch der Kirchturm nieder und ist heutzutage von einem hölzernen Provisorium mit Zeltdach und Kreuz ersetzt. Der erhalten gebliebene Rest der Kirche ist eine Gerüstkonstruktion auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Der Turm war auf dem Westflügel aufgesetzt. Die Wände wurden 1840 verputzt, wodurch die schöne Fachwerkkonstruktion leider völlig kaschiert wurde. Nur im Kircheninneren, beim Chor, sind Teile der Originalkonstruktion zu sehen. Das innere Balkengerüst ist mit Holz verkleidet und stützt sich auf 4 Metallpfeilern. Drei Flügel wurden mit hölzernen Emporen bebaut, die sich auf Säulen stützen. In den einfach gehaltenen Fassaden befinden sich große, mehrteilige Fenster mit einfachen Rahmen, die in Segmentbögen münden. In drei der Fassaden befinden sich zudem zweiteilige Türen mit einfachen Rahmen. Das Gebäude ist mit einem Keramik-Walmdach bekrönt. Besucher sollten sich den barocken Kanzelaltar mit einem gut erhaltenen Baldachin ansehen, auf dem eine Engelsfigur thront. Ebenso interessant ist die Chorempore mit dem Orgelprospekt (19. Jh.) sowie die Bänke und Kronleuchter (19. Jh.). Das Kircheninnere hat einen barocken Charakter. Die Kirche wurde in die Denkmalliste eingetragen.

Sehenswert ist auch ein denkmalgeschütztes Wohngebäude, das sogenannte „Leśniczówka” (Forsterhaus) sowie das dazugehörige Wirtschaftsgebäude (18. Jh.). Das Wohngebäude ist eine zweistöckige, freistehende Fachwerkkonstruktion mit Satteldach. Die Räume zwischen den Riegeln sind mit Ziegelsteinen und Putz gefüllt. Das Hausinnere wurde im 19. Jh. zum Teil umgebaut. Das Wirtschaftsgebäude (die Stallung) wurde im zweiten Viertel des 19. Jh. errichtet. Es ist ein freistehendes Fachwerkgebäude mit Satteldach auf einem rechteckigen Grundriss und befindet sich im nördlichen Teil des Hofes.

Wenn Sie auf der Suche nach einem Restaurant sind, empfiehlt sich das „Panorama”. Spezialität des Hauses ist Back- und Bratfisch: Zander, Barsch, Heilbutt, Kabeljau, Forelle, die mit Beilagensalat und Bratkartoffeln serviert werden. Das Menü umfasst zudem viele Fleischgerichte vom Grill. Doch das Restaurant ist nicht nur aus kulinarischen Gründen empfehlenswert. Früher beherbergte das Gebäude die Taverne „Standhalle Sak”, die in den 1940er Jahren eröffnet wurde. Es handelt sich dabei um eine einzigartige Holzkonstruktion mit nahezu komplett erhaltenen, originellen Verzierungen. Die Taverne ist im maritimen Stil eingerichtet und bietet 100 Sitzplätze, einen großen Tanzsaal sowie einen Garten mit schöner Aussichtsterrasse.

In der Gemeinde Stepnica befindet sich der einzigartige Park Natury Zalewu Szczecińskiego (Naturpark Stettiner Haff). Zahlreiche wertvollen, seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten sind hier anzutreffen. Außer dem Konik (der einzigen in Polen und von Polen gezüchteten, primitiven Pferderasse, die direkt vom Wildpferd Tarpan abstammt und heutzutage als ein einzigartiges Naturrelikt und ein wichtiger polnischen Beitrag zur globalen Zuchtkultur gilt) und den Scottish Highland-Kühen leben hier Kiebitze, Gänse, Rotschenkel, Goldammer, Bach- und Schafstelzen, Neuntöter, Stare, Schnepfenvögel, Lerchen, Wachtelkönige und Kraniche, die die Wiesen und Weiden stolz auf- und abwandern. Zweifelsohne ist auch der Seeadler eine große Attraktion. Im Naturpark bauen Seeadler ihre Nesten und ziehen ihre Jungen groß. Ein weiterer Ort, an dem der Seeadler nistet, ist die Insel Chełminek auf dem Stettiner Haff nordwestlich von Stepnica, auf der Höhe der ehemaligen Ortschaft Świętowice. Der Naturpark hat eine Gesamtfläche von ca. 4000 ha, die Wiesen, Weiden, einen Teil des Puszcza Goleniowska (Goleniów-Urwald) und des Stettiner Haffs umfasst. Er liegt innerhalb des Natura-2000-Schutzgebiets Łąki Skoszewskie, eines Vögel-Refugialgebiets.

Interessanterweise wurde am 3. Juni 2008 eins der Schiffe der dänischen Firma Maersk auf „MS Maersk Stepnica” getauft. Die Firma hatte den Namen gewählt, da er für ausländische Besucher einfach auszusprechen war (oder zumindest einfacher als „Szczecin” oder „Świnoujście”). Mit der Wahl eines mitteleuropäischen Stadtnamens will Maersk Investoren aus dieser Region anziehen.

An dieser Stelle sollte noch betont werden, dass der berühmte deutsche Impressionist Manfred Schatz aus Stepnica kam und auch der bekannte Kapitän Robert Hilgendorf in dem Ort gewohnt hatte.