Połczyn-Zdrój liegt im Landkreis Świdwin am Fluss Wogra, im zentralen Teil der Woiwodschaft Westpommern, in der Pojezierze Drawskie (Drawsko-Seenplatte), umgeben von Moränenanhöhen, die im Volksmund „Szwajcaria Połczyńska” (Połczyner Schweiz) heißen.
Połczyn-Zdrój ist Sitz der Stadt- und Landgemeinde Połczyn-Zdrój. Die Stadt hat eine lange Tradition als Kurbad; behandelt werden hier vor allem neurologische Erkrankungen, Rheuma und Unfruchtbarkeit. Auch außerhalb Polens ist Połczyn-Zdrój als Kurort bekannt. In den ältesten erhaltenen Urkunden wird die Stadt unter dem Namen Poltsin geführt. Der Name leitet sich von „Połk“, einer Kurzform des slawischen Männernamens Świętopełk, ab. Auf der Landkarte Polens aus dem Jahre 1938 ist der Ort unter dem Namen Połczyn zu sehen. 1945 kam die Ergänzung „Zdrój” (Bad) hinzu, die ausschließlich Kurorten verliehen wird.
Die Geschichte der Stadt geht bis ins 6. Jh. zurück. Damals befand sich an dieser Stelle eine slawische Siedlung. Später wurde Połczyn ein Wachposten für die Region Białogard. Im Jahre 1290 wurde hier eine Burg erbaut, die Wartislaw aus der Wedel-Dynastie gehörte. 1389 wurde die Stadt der Familie Manteuffel übergeben und befand sich bis ins 19. Jh. in deren Herrschaft. 1433 wurde die Stadt von den Kreuzrittern niedergebrannt und nur wenige Jahre später im Zuge des Dreizehnjährigen Krieges von den daran beteiligten Armeen komplett geplündert. Im Jahre 1500 brannten die Stadt und die Burg erneut nieder, wobei enorme Schäden entstanden. Im Jahre 1515 erhielt die Stadt das Lübische Stadtrecht. 1601 kam es zu einem weiteren Brand.
1688 wurde in Połczyn eine Mineralwasserquelle entdeckt, dank der die Stadt zum Kurort ernannt wurde. Bald darauf strömten die ersten Kurgäste nach Połczyn und das erste Kurhaus wurde erbaut. In den Jahren 1836 ‒ 1839 wurde der Park Zdrojowy (Kurpark) angelegt. 1887 überstieg die Anzahl der Kurgäste 5000 Personen, während die Stadt nur 4481 Einwohner hatte. Die steigende Beliebtheit der Kuraufenthalte in Połczyn führte in den Jahren 1870 – 1907 zur Errichtung weiterer Kurobjekte, die bis heute erhalten geblieben sind. 1897 wurde eine Bahnlinie nach Świdwin und 1903 eine nach Złocieniec und Grzmiąca eröffnet, was erheblich zur weiteren Entwicklung des Kurortes beitrug. Außer kurspezifischen Dienstleistungen arbeiteten die Einwohner auch als Gerber, Weber, Kaufleute. Es gab auch eine Brauerei.
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges befand sich in Połczyn das Hauptquartier der Heeresgruppe Nord. Es war einer der Verbände der Wehrmacht, die 1939 den Angriff auf Polen einleiteten. Połczyn war die erste Station des Führersonderzuges „Amerika”. Nach Adolf Hitlers Aufenthalt in der Stadt wurde hier eins der größten Lebensborn-Heime eingerichtet, das bis Februar 1945 bestand. Es befand sich in dem Gebäude, das heute das Sanatorium „Borkowo” beherbergt. Ziel des Heims war die Germanisierung von (überwiegend polnischen) Kindern. Die Stadt trug im Krieg erhebliche Schäden davon, insgesamt wurden 78 Häuser zerstört. Nach Kriegsende wurde allmählich der Wiederaufbau eingeleitet. In den letzten Jahren ist in der Stadt eine sichtbare Revitalisierung erfolgt. Insbesondere den engen Gässchen in der Innenstadt wird ihr alter Charme zurückgegeben.
Połczyn-Zdrój wird heutzutage hauptsächlich mit Kur assoziiert. Es gibt hier enorme Ablagerungen von qualitativ hochwertiger Heilerde und Salzlake aus der Perm-Periode. Die Stadt nutzt ihre natürlichen Ressourcen und betreibt zahlreiche Sanatorien. Zu den bekanntesten gehören die Kurhäuser „Gryf”, „Borkowo”, „Podhale” und das Sanatorium „Hopferówka”. Das Angebot an Kurbehandlungen ist mit fast 50 verschiedenen Anwendungen sehr breit gefächert. Zu den beliebtesten Anwendungen zählen: Umschläge mit Heilerde und Paraffin, Salzlake- und Kohlensäurebäder, Schottische Peitschen, Massagen, Inhalationen. Im Kurpark befindet sich zudem die Mineralwasser-Trinkhalle „Joasia”.
Die Stadt hat mehrere historische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu gehört die Altstadt aus dem 14. Jh., die im 18. und 19. Jh. umgebaut wurde. Im Zentrum liegt der von Mietshäusern umgebene Wolności-Platz. Besonders interessant ist die 5 Marca-Straße und das darin gelegene Haus mit Hinterhäusern aus dem späten 19. Jh. Einen Besuch wert ist auch die Mariä-Empfängnis-Kirche aus den Jahren 1850 ‒ 1860. Sie wurde an der Stelle einer früheren Kirche erbaut und kann sich einer üppigen Ausstattung rühmen. Nennenswert sind die aus der früheren Kirche gerettete Grabplatte des Bischofs Erasmus von Manteuffel aus dem Jahre 1544, die Skulptur „Letztes Abendmahl” aus dem 17. Jh. und die Skulpturen der vier Evangelisten aus dem 18. Jh. In ca. 100 m Entfernung vom Wolności-Platz befindet sich ein Schloss aus der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Gebäude wurde vielfach umgestaltet; heutzutage weist es einen barocken Charakter auf, hat aber gotische Kellerräume. Das Schloss befindet sich in einer schönen Höhenlage und besteht aus zwei mehrstöckigen, L-förmigen Gebäuden. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Połczyn-Zdrój gehört außerdem der 1836 ‒ 1839 angelegte Park Zdrojowy (Kurpark). Auf ca. 80 ha gibt es hier wunderschöne Blumenrabatten, Baum- und Strauchgruppen sowie ein Amphitheater mit Plätzen für 2300 Zuschauer. Eine sehr interessante Geschichte hat die Brauerei aufzuweisen. Das Gebäude wurde in den Jahren 1824 – 1825 erbaut. Nach vielen Inhaberwechseln und Schicksalsschlägen wird hier nun weiterhin im industriellen Maßstab gebraut. Das prachtvolle Gebäude kann leider nur von außen besichtigt werden.
In der Stadt finden zahlreiche regionale und landesweite Events statt. Dazu gehören: das Integrationsfest für behinderte Kinder „Radość bez Granic” (Freude ohne Grenzen), das Ogólnopolskie Spotkania Myśliwskie (Landesweites Jägertreffen) „Darz Bór”, das Ogólnopolski Turniej Policyjnych Patroli Rowerowych (Landesweites Radpatrouillen-Turnier der Polizei), der Ogólnopolski Turniej Recytatorski im. Skamandrytów (Landesweiter Skamander-Rezitationswettbewerb). Für Kultur und Unterhaltung sorgt der Kulturträger der Gemeinde, das Centrum Kultury (Kulturzentrum). Das Zentrum betreibt das Kino „Goplana”, die Stadtbibliothek und die Schlossgalerie. Der Spielplan des Kinos ist stets aktuell, der Kinosaal bietet Platz für 350 Zuschauer. Außer Filmvorführungen finden hier auch Theateraufführungen und Konzerte statt. In der Schlossgalerie können Werke lokaler Künstler bestaunt werden. Außerdem werden hier gelegentlich Ausstellungen von Künstlern aus ganz Polen organisiert. Auch das Sportangebot der Stadt ist breit gefächert. Es gibt hier ein Fußballstadion, einige Spielfelder, Tennisplätze sowie eine Sport- und Veranstaltungshalle. Połczyn-Zdrój hat auch einen Fußballklub, die „Pogoń”, die aktuell in der 5. Liga spielt.
In der Stadt befinden sich das Landkreis-Krankenhaus, zahlreiche Apotheken und Privatpraxen, eine Freiwillige Feuerwehr und eine Polizeiwache. In der Stadt gibt es eine Grundschule, eine Mittelschule und zwei weiterführende Schulen. Die wunderbare Natur der Stadt zieht viele Besucher an, auf die Połczyn-Zdrój auch gut vorbereitet ist. Das Gastronomie- und Übernachtungsangebot ist groß. Durch die Stadt führen drei Wanderwege: „Wokół Połczyna-Zdroju” (Um Połczyn-Zdrój) – 15 km lang, „Szlak Szwajcarii Połczyńskiej” (Wanderweg Połczyner Schweiz) aus Połczyn-Zdrój über Luboradza und Sikory nach Czaplinek – 56,8 km lang und „Szlak Przyrodniczy Drawskiego Parku Krajobrazowego” (Naturwanderweg Landschaftspark Drawsko) aus Połczyn-Zdrój über Złocieniec und Lubieszewo – 70,8 km lang. Połczyn-Zdrój ist mit Złocieniec außerdem auch durch einen 30 km langen Radweg verbunden, der an der Stelle einer ehemaligen Schmalspurbahnroute erbaut wurde. Besucher können sich über sämtliche Attraktionen der Stadt und der Region im Centrum Informacji Turystycznej (Touristen-Informationszentrum) erkundigen, das vom lokalen Kulturzentrum betrieben wird.
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